Kabel aus Sicht von Messungen
Eine Meinung zu Kabeln, basierend auf
Versuchen und Messungen:
Zwischen den einzelnen Hi-Fi Komponenten gibt es Kabel und zu den Lautsprechern
erst recht. Grundsätzlich gilt für die Musikwiedergabe immer: der Dynamikbereich
ist sehr groß, daher müssen die Kontakte auch entsprechend perfekt elektrisch
leitende Übergänge vorfinden. Das bedeutet: Steck- und Schraubkontakte müssen
metallisch blank sein und fest sitzen.
Bei Kabeln vor den Endstufen ist es daher häufig ausreichend, Produkte für die Studio-Anwendung zu verwenden.
Bei der Lautsprecherverkabelung gibt es noch einen weiteren Faktor und das ist
die Bi-wire Verkabelung. Hierbei ist die Zielsetzung, dass die Rückinduktionen
der Tief-Mitteltöner aus deren Membranresonanzen im Hochton über den
elektrischen Weg den Hochtöner nicht beeinflussen sollen, bzw. dass deren
Einfluss über die Dämpfung des Verstärkers minimiert werden soll. Bi-wire ist
jedoch nicht ein grundsätzliches Muss. Wird bi-wire genutzt, dann gilt im
Regelfall: Für den Tiefton braucht man ein Lautsprecher Kabel mit geringem
Widerstand - also hohem Querschnitt aus gut leitendem Material (z.B. 2x4mm²
OFC-Kabel), beim Hochtöner ist ein Kabel für Kleinsignale in geschirmter
Ausführung für den optimalen Klang ideal (z.B. Mikrofonkabel wie CMTOP 222 mit
zusammengefast genutzten Innenleitern). In der Regel wird der Hochtöner über
Vorwiderstände oder durch Spannungsteiler im Pegel abgemindert, darüber hinaus
ist der Hochton relativ zum Bass "leise", also die elektrische Spannungen sind
klein und die Wechselspannung von Details der Musik liegen weit unter einem
Millivolt. Damit ist ein Klangverlust durch elektrische Einstreuung durchaus im
hörbaren Bereich und dagegen helfen geschirmte Kabel auf ideale Weise.
Ergänzend hierzu gibt es die Erkenntnis aus den Vergleichen von Spulen mit
identischen elektrischen Werten, jedoch einmal aus dicker Litze und einmal aus 7
verzwirnten (dünnen) Litzen gewickelt. Messtechnisch zeigt sich, dass im Tief-
und Mitteltonbereich die Spulen identisches elektrisches Verhalten aufweisen, im Hochton
die elektrischen Eigenschaften sich beim dicken Draht ändern (elektrisches nicht
lineares Verhalten aufweisen - der ohmsche Widerstand steigt mit der Frequenz
an), bei der anderen Spule ist dieser Effekt nicht zu messen. Akustisch ist
derselbe Effekt zu hören (im A-B Vergleich und nur in geringem Maße), die
Obertöne werden bei der Spule mit dickem Draht unsauberer wiedergegeben, als bei
der Vergleichsspule. Vereinzelt findet man in Veröffentlichungen Hinweise unter
dem Begriff „Skineffekt“ zu dieser Thematik. Die Erkenntnis daraus ist, dass
Spulen mit Wirkung im Hochton, wie auch längere Kabel (zum und im Lautsprecher),
aus dünnen Leitern (elektrisch voneinander isoliert) aufgebaut sein sollen, um
physikalisch ideal zu arbeiten.
Diese Erkenntnisse ermöglichen zu verstehen, warum viele als gut bewertete
Lautsprecherkabel (unabhängig ihres Preises) aus vielen dünnen Einzelleitern
verflochten aufgebaut sind. Hier gibt es zum einen den Faktor, dass mit
zunehmender Frequenz dünne Einzelleiter (meint elektrisch voneinander isoliert)
sich physikalisch neutral verhalten und die Vielzahl für die im Bass
erforderlichen geringen Widerstand nötig sind und die Verflechtung eine
abschirmende Wirkung hat. Der kapazitive oder induktive Effekt von Kabeln spielt
hierbei eine noch untergeordnete Rolle - so ist mein Erkenntnisstand.
Geflochtene Kabel aus versilberten Kuferadern kann nach meinen Experimenten als
Referenz für Lautsprecherkabel herangezogen werden. Hierbei wird durch die
Silberschicht auf der Oberfläche der Kupferadern der Ohmsche Widerstand
gemindert, ohne dass die Querschnitte erhöht werden müssen. Dies ist die
technisch ideale Annäherung ans physikalische Optimum.